Für manches Thema steht die ein oder andere Partei besonders. Einige Wählerinnen und Wähler wollen aber auch bestimmte Koalitionen oder Personen herbei votieren – oder verhindern. Das nennt sich „taktisches Wählen“ – aber ist das eigentlich sinnvoll?
An jeder Straßenecke hängen Wahlplakate oder im Fernsehen laufen Wahlwerbespots sowie zahlreiche Debatten – es ist nicht zu übersehen, dass die Bundestagswahl ansteht. Einige bilden sich ihre Meinung über die Parteien beim Wahl-O-Mat. Andere wollen vor allem eins – die AfD verhindern oder zumindest deren Regierungsbeteiligung.
Um die teilweise gesichert rechtsextreme Partei AfD zu verhindern, ruft die Organisationen wie Campact e.V. zum „taktischen Wählen“ auf – aber was sollte man dabei beachten und ist das wirklich sinnvoll?
Die „taktischen Wähler“ wählen nicht die Partei, welche ihnen am nächsten steht. Sondern votieren für eine Partei, um Koalitionen zu ermöglichen oder zu verhindern. Wann wählt damit praktisch eine Koalition und keine Partei.
Wie stimmt man für eine neue GroKo?
Laut Umfragen wünschen sich die meisten Wählerinnen und Wähler eine GroKo – also eine Koalition aus CDU und SPD. Die Stimmen dafür dürften jedoch laut Umfragen nicht ausreichen – das kommt darauf an, wie FDP, Linke und BSW abschneiden. Für eine GroKo ist die sinnvollste Stimme für die SPD. Wenn man sich Schwarz-Grün wünscht, sollte man die Grünen wählen.
Wie stimmt man gegen einen Bundeskanzler Friedrich Merz?
Lange galt Friedrich Merz als unbeliebt – in Umfragen hat er jedoch deutlich aufgeholt. Dennoch gilt Friedrich Merz laut Umfragen besonders bei jungen Wählerinnen und Wählern sehr unbeliebt. Doch hier gibt es schlechte Karten: Die Union ist die stärkste Kraft – eine Koalition, welche nicht von der Union geführt wird, ist rechnerisch unmöglich.
Wie schwächt man die AfD?
Wenn man sich gegen den Rechtspopulismus einsetzen will, gibt es mehrere Möglichkeiten. In den ostdeutschen Bundesländern stimmten SPD- oder Grünen-Wähler für die CDU, um die AfD auf Rang 1 zu verhindern. Und auch bei der Bundestagswahl gibt es mehrere Szenarien – und zwar eine starke linke Opposition. Wenn also die CDU und SPD regieren sollten, kämen die Grünen in Betracht. Und wer die Öko-Partei nicht will, sollte sein Kreuz bei den Linken machen. Laut der Kampagnenorganisation „Campact“ ist es aber nicht sinnvoll, sehr kleine Parteien wie die Tierschutzpartei oder Volt zu wählen. Denn da diese die 5-Prozent-Hürde nicht überspringen und somit nicht in den Bundestag einziehen, würden dadurch die zwei stärksten Parteien profitieren – und das sind derzeit CDU und die AfD.
Wie schwächt man den Einfluss von SPD und Grünen?
Dazu gehört nicht viel Taktik: Umso stärker die Union wird, umso schwächer werden die SPD oder Grünen – oder auch beide, wenn eine schwarz-rot-grüne Kenia-Koalition nötig sein wird. Wenn man die FDP wählt, könnte es zu einer schwarz-rot-gelben Koalition kommen. Für Schwarz-Rot würde es dann nämlich nicht mehr reichen.
Warum taktisches Wählen gar nicht so einfach ist
Es sind mehrere kleinere Parteien, welche das Zünglein an der Waage sind und Koalitionen verhindern oder ermöglichen könnten – und zwar FDP, BSW und die Linke. Denn die drei Parteien bewegen sich laut Umfragen derzeit um die 5-Prozent-Hürde – ein Einzug in den Bundestag ist damit nicht sicher.
